Aus Freude an der Sache

Aus Freude an der Sache

Am 9. Dezember findet in Ittigen der erste Halbtag Theorie der Schiedsrichterausbildung von STT statt. Um einen kleinen Einblick in die Welt der Schiedsrichter und Oberschiedsrichter zu geben, sind Hansueli Schaad und Miroslav Chvojan Rede und Antwort gestanden in Sachen Vorzüge und Schwierigkeiten des Schiedsrichter-Daseins.

An der Ausbildung interessierte Personen können sich unter  oder  melden. Weiter Infos auf dem Flyer.

Hallo Husch, hallo Mirek. Wir sprechen heute vornehmlich über das SR-Wesen, aber zum Einstieg möchte ich gerne wissen, wie eure spielerische Karriere ihren Anfang genommen hat.

Husch (Hansueli Schaad): Angefangen zu spielen habe ich im Oberaargau bei Wiedlisbach 1980, als auch die EM in Bern stattfand. 1987 wechselte ich zum TTC Köniz.

Mirek (Miroslav Chvojan): Etwa 2007 habe ich begonnen, damals war ich bereits O40. Ich habe auf der Baustelle einen Kollegen getroffen, der mich mit zum TTC Port genommen hat.

Was war eure Motivation, die Ausbildung zum Schiedsrichter (SR) oder Oberschiedsrichter (OSR) zu machen?

Husch: 1987 brauchte Köniz einen SR, um die Busse zu vermeiden (Anmerkung: Vereine ab 16 lizenzierten Erwachsenen bezahlen einen Unkostenbeitrag, wenn sie keinen SR/OSR stellen). Dafür wurde mir der Mitgliederbeitrag erlassen. Bereits in meiner ersten Saison fand die Schweizer Meisterschaft in Gümligen statt und ich konnte direkt steil einstiegen. Es war schön, als junger, nicht allzu talentierter Spieler den besten Schweizern auf die Finger zu schauen. Die Prüfung zum OSR erfolgte 1989. Internationaler Schiedsrichter wurde ich 1991.

Mirek: Die erste Mannschaft von Port stieg in die NLC auf. Anschliessend wurde auch über die Finanzsituation gesprochen und die Busse für Vereine, wenn keine SR oder OSR gestellt werden. Ich war interessiert und habe mich bei den Verantwortlichen des MTTV gemeldet. Im Kurs habe ich gemerkt, dass das Reglement doch etwas umfangreicher war als ursprünglich gedacht.

Abseits des Lernumfangs: Wie aufwändig war eure Ausbildung?

Mirek: Wegen der Pandemie gab es halt ein bisschen Verzögerungen beim Kursablauf, von der Meldung bis zum Abschluss der praktischen Prüfung ging das sicher über ein Jahr. Ansonsten aber war der Aufwand überschaubar.

Husch: 1987 gab es nur theoretische Prüfungen und die Ausbildung fand an zwei Abenden statt. Das grösste Hindernis für mich war, im Kappelenring die richtige Adresse vom Ausbildner Indre Jain zu finden. Die theoretische Prüfung (Multiple Choice) war nichts Spezielles für mich als damals jungen Studenten.

Wie gestaltet sich der Aufwand, um als SR oder OSR zu bestehen? Es gibt ja eine Mindestzahl an Einsätzen, die zu leisten sind (Anmerkung: Ein OSR hat z. B. pro Saison mindestens einen Turniertag zu absolvieren, ein SR hat mindestens vier halb- oder zwei ganztägige Einsätze zu leisten.)

Husch: Es hat sich viel geändert, zu Beginn meiner Karriere gab es noch kein Obligatorium mit einem Minimum an Einsätzen. Grundsätzlich habe ich aber viel gemacht und bin als OSR in der halben Schweiz herumgereist. Ich hatte genug Zeit und es gab ein kleines Sackgeld dafür.

Mirek: Ich hatte bisher nur einen Einsatz an der Rio-Star Hope Challenge im September und das war ein Sprung ins kalte Wasser. Es ging aber insgesamt gut, ich war einfach danach fix und fertig. Die Spieler waren verständnisvoll, falls mal ein kleinerer Fehler geschehen ist. Zum Einstieg sass ich direkt dreieinhalb Stunden am Tisch und nach einer kurzen Pause wieder zwei Stunden. Allerdings waren auch etwas wenig SR anwesend.

Husch: Das ist ein verbreitetes Problem. Veranstalter haben die Tendenz, wenige SR aufzubieten, um damit Kosten zu sparen. Mireks Einsatzzeit an einem Stück ist auf jeden Fall an der oberen Grenze.

Mirek: Ich habe auch gemerkt, dass mit der Zeit meine Konzentration abnahm, auch weil es eine ganz andere Situation ist, als wenn man selbst spielt.

Husch: Das ist ein grosser Unterschied: Es ist eine ganz andere Perspektive als jene des Spielers und eine Umstellung. Gewisse Sachen sieht man besser und das Tempo nimmt man anders wahr.

Mirek: Was mir sehr geholfen hat und was ich mir auch bereits als Spieler angewöhnt habe: Bei Service jener Person, die zu Satzbeginn aufschlägt, ist der Spielstand durch vier teilbar.

Husch: Das ist ein guter Ansatz, im Doppel oder auch in der Verlängerung wird das aber leicht komplizierter.

Mirek: Zum Glück musste ich kein Doppel leiten.

Weshalb sind die SR notwendig?

Husch: In den oberen Ligen kannst du ohne SR nicht spielen. Sie geben der Partie einen gewissen Stellenwert und machen sie auch attraktiver für das Publikum. Am besten ist aber natürlich, wenn man den SR/OSR nicht bemerkt. Bei einem SR, den die Spielerinnen nicht kennen, wird versucht, die Limiten auszureizen. Das wirst du auch noch erleben…

Mirek: Das habe ich eigentlich bereits erlebt… Ein Spieler aus Südamerika hat an der Hope Challenge bereits vor dem Match versucht, mit mir zu reden und Kontakt aufzubauen. Ich musste etwas Abstand wahren und unabhängig bleiben. Einer hat dann wiederholt nicht korrekte Services gemacht, die ich aber nicht sehen konnte von meiner Position aus. Das gegnerische Team kam auf mich zu, hat sich beklagt und ich habe erklärt, dass ich das nicht erkennen kann.

Husch: Ein Problem ist auch, dass die Regeln auf einen Hauptschiedsrichter und eine Assistenz ausgelegt sind. In der Realität ist es dann meistens nur ein Tischschiedsrichter.

Wieso wird momentan nur in der obersten Nationalliga mit SR gespielt wird?

Husch: Woher will man all diese SR hernehmen? Momentan sind zu wenig vorhanden.

Mirek: Ich finde, auch in der NLB und NLC sollten SR die Matches leiten, aber die Umsetzung ist schwierig. Tischzähler könnte aber jeder Verein stellen. Zum Glück können die Spielerinnen aber nach Erfahrung alles gut selbst regeln – Tischtennis ist, mit wenigen Ausnahmen, ein sehr fairer Sport.

Husch: Man kann es natürlich auch nicht mit Mannschaftssportarten vergleichen. Bei drei Tischen in der 4. Liga bräuchte es gleich drei SR, die stetig im Einsatz sind. Beim Fussball braucht es für 22 Personen eine bis maximal vier Personen.

Was sind die bisherigen Highlights eurer Karriere?

Mirek: Der eine Einsatz an der Hope Challenge. Ich war anschliessend sehr erschöpft, was ich nicht in diesem Ausmass erwartet hatte.

Husch: Bis man mal drin ist, braucht es Routine – vieles geht ab einem Punkt automatisch. Ein Highlight für mich war mein erster internationaler Einsatz in Karlsruhe und mein zweites Spiel als Tisch-SR war Jan-Ove Waldner gegen Andrzej Grubba. Von der Stimmung her war Levallois gegen Charlerois im Champions League Final am besten. Die besten Franzosen trafen auf die besten Belgier und der Match ging über die volle Distanz. Der letzte Ball wurde weit nach Mitternacht gespielt, aber die Halle war immer noch bumsvoll. Da war ich als OSR im Einsatz und konnte den Wettkampf mit etwas Distanz geniessen.

Welche Regel gibt während des Spiels am meisten zu tun?

Husch: Die Prüfung des Aufschlags. Ein SR kann nie alle Aspekte überwachen, aber auch zu zweit ist das schwierig. Ist der Ball verdeckt oder nicht? Mit der Zeit hat man Tricks, mit denen man besser erkennt, ob der Ball verdeckt getroffen und senkrecht aufgeworfen wurde. Es gab zwei Regeländerungen, die das Leben der SR erleichterten: Die Coachingregeln wurden gelockert und nun kann zwischen Ballwechseln gecoacht werden – zuvor war es etwa schwierig einzuordnen, ob chinesische Ausrufe Coaching beinhalteten, der französische Trainer wiederum war zu verstehen. Eine Gleichbehandlung musste trotz diesen verschiedenen Voraussetzungen angestrebt werden. Zudem war die Doppelberührung Finger-Schläger früher ein Fehler und häufiger Streitpunkt; es war aber kaum zu erkennen. Ausserdem sollte das Schreien oder Jubeln nicht ausufern und es braucht manchmal mahnende Worte 

Was kannst du, Husch, dem Neuling Mirek mitgeben für seine nächsten Einsätze?

Husch: Eindeutiges Fehlverhalten muss zu Sanktionen führen. Allerdings ist es bei strittigen Situationen wichtig, selbst nicht hektisch oder emotional zu werden – wenn ein Spieler schreit, müssen die SR ruhig bleiben. Das Wichtigste ist, die Regeln sattelfest zu kennen. Wenn ein Streitpunkt aufkommt, muss man direkt für klare Verhältnisse sorgen.

Mirek: Liest du ab und zu das Regelbuch durch, um zu repetieren?

Husch: Vor den SR-Wiederholungskursen, die ich leite, schaue ich immer jeweils die Regeländerungen an. Vor den Einsätzen gehe ich zudem die wichtigsten Punkte durch:  Was ist Aufschlag, Coaching, Wechselmethode? Als OSR ist zudem wichtig zu wissen, welche Werbung erlaubt ist.

Abschliessend: Wieso sollte jemand die Ausbildung zum SR und OSR machen?

Mirek: Man muss ein natürliches Interesse an den Regeln haben. Wenn jemand nicht interessiert ist und es nur wegen der Busse für den Club tut, dann hat das keine Langfristigkeit.

Husch: Man darf sicher nicht denken, dass man damit reich wird. Ein Sackgeld gibt es, aber auch in der Schweiz ist die Entschädigung relativ tief. Natürlich ist es interessant, aus nächster Nähe die Spitzenspieler zu beobachten und sie dann im Training eher schlecht als recht zu kopieren. Die SR-Ausbildung darf keinesfalls ein Müssen sein, sondern muss aus Freude und Interesse geschehen.

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Kontakt Schiedsrichter

Am 9. Dezember findet in Ittigen der erste Halbtag Theorie der Schiedsrichterausbildung von STT statt. Um einen kleinen Einblick in die Welt der Schiedsrichter und Oberschiedsrichter zu geben, sind Hansueli Schaad und Miroslav Chvojan Rede und Antwort gestanden in Sachen Vorzüge und Schwierigkeiten des Schiedsrichter-Daseins.

An der Ausbildung interessierte Personen können sich unter  oder  melden. Weiter Infos auf dem Flyer.

Hallo Husch, hallo Mirek. Wir sprechen heute vornehmlich über das SR-Wesen, aber zum Einstieg möchte ich gerne wissen, wie eure spielerische Karriere ihren Anfang genommen hat.

Husch (Hansueli Schaad): Angefangen zu spielen habe ich im Oberaargau bei Wiedlisbach 1980, als auch die EM in Bern stattfand. 1987 wechselte ich zum TTC Köniz.

Mirek (Miroslav Chvojan): Etwa 2007 habe ich begonnen, damals war ich bereits O40. Ich habe auf der Baustelle einen Kollegen getroffen, der mich mit zum TTC Port genommen hat.

Was war eure Motivation, die Ausbildung zum Schiedsrichter (SR) oder Oberschiedsrichter (OSR) zu machen?

Husch: 1987 brauchte Köniz einen SR, um die Busse zu vermeiden (Anmerkung: Vereine ab 16 lizenzierten Erwachsenen bezahlen einen Unkostenbeitrag, wenn sie keinen SR/OSR stellen). Dafür wurde mir der Mitgliederbeitrag erlassen. Bereits in meiner ersten Saison fand die Schweizer Meisterschaft in Gümligen statt und ich konnte direkt steil einstiegen. Es war schön, als junger, nicht allzu talentierter Spieler den besten Schweizern auf die Finger zu schauen. Die Prüfung zum OSR erfolgte 1989. Internationaler Schiedsrichter wurde ich 1991.

Mirek: Die erste Mannschaft von Port stieg in die NLC auf. Anschliessend wurde auch über die Finanzsituation gesprochen und die Busse für Vereine, wenn keine SR oder OSR gestellt werden. Ich war interessiert und habe mich bei den Verantwortlichen des MTTV gemeldet. Im Kurs habe ich gemerkt, dass das Reglement doch etwas umfangreicher war als ursprünglich gedacht.

Abseits des Lernumfangs: Wie aufwändig war eure Ausbildung?

Mirek: Wegen der Pandemie gab es halt ein bisschen Verzögerungen beim Kursablauf, von der Meldung bis zum Abschluss der praktischen Prüfung ging das sicher über ein Jahr. Ansonsten aber war der Aufwand überschaubar.

Husch: 1987 gab es nur theoretische Prüfungen und die Ausbildung fand an zwei Abenden statt. Das grösste Hindernis für mich war, im Kappelenring die richtige Adresse vom Ausbildner Indre Jain zu finden. Die theoretische Prüfung (Multiple Choice) war nichts Spezielles für mich als damals jungen Studenten.

Wie gestaltet sich der Aufwand, um als SR oder OSR zu bestehen? Es gibt ja eine Mindestzahl an Einsätzen, die zu leisten sind (Anmerkung: Ein OSR hat z. B. pro Saison mindestens einen Turniertag zu absolvieren, ein SR hat mindestens vier halb- oder zwei ganztägige Einsätze zu leisten.)

Husch: Es hat sich viel geändert, zu Beginn meiner Karriere gab es noch kein Obligatorium mit einem Minimum an Einsätzen. Grundsätzlich habe ich aber viel gemacht und bin als OSR in der halben Schweiz herumgereist. Ich hatte genug Zeit und es gab ein kleines Sackgeld dafür.

Mirek: Ich hatte bisher nur einen Einsatz an der Rio-Star Hope Challenge im September und das war ein Sprung ins kalte Wasser. Es ging aber insgesamt gut, ich war einfach danach fix und fertig. Die Spieler waren verständnisvoll, falls mal ein kleinerer Fehler geschehen ist. Zum Einstieg sass ich direkt dreieinhalb Stunden am Tisch und nach einer kurzen Pause wieder zwei Stunden. Allerdings waren auch etwas wenig SR anwesend.

Husch: Das ist ein verbreitetes Problem. Veranstalter haben die Tendenz, wenige SR aufzubieten, um damit Kosten zu sparen. Mireks Einsatzzeit an einem Stück ist auf jeden Fall an der oberen Grenze.

Mirek: Ich habe auch gemerkt, dass mit der Zeit meine Konzentration abnahm, auch weil es eine ganz andere Situation ist, als wenn man selbst spielt.

Husch: Das ist ein grosser Unterschied: Es ist eine ganz andere Perspektive als jene des Spielers und eine Umstellung. Gewisse Sachen sieht man besser und das Tempo nimmt man anders wahr.

Mirek: Was mir sehr geholfen hat und was ich mir auch bereits als Spieler angewöhnt habe: Bei Service jener Person, die zu Satzbeginn aufschlägt, ist der Spielstand durch vier teilbar.

Husch: Das ist ein guter Ansatz, im Doppel oder auch in der Verlängerung wird das aber leicht komplizierter.

Mirek: Zum Glück musste ich kein Doppel leiten.

Weshalb sind die SR notwendig?

Husch: In den oberen Ligen kannst du ohne SR nicht spielen. Sie geben der Partie einen gewissen Stellenwert und machen sie auch attraktiver für das Publikum. Am besten ist aber natürlich, wenn man den SR/OSR nicht bemerkt. Bei einem SR, den die Spielerinnen nicht kennen, wird versucht, die Limiten auszureizen. Das wirst du auch noch erleben...

Mirek: Das habe ich eigentlich bereits erlebt… Ein Spieler aus Südamerika hat an der Hope Challenge bereits vor dem Match versucht, mit mir zu reden und Kontakt aufzubauen. Ich musste etwas Abstand wahren und unabhängig bleiben. Einer hat dann wiederholt nicht korrekte Services gemacht, die ich aber nicht sehen konnte von meiner Position aus. Das gegnerische Team kam auf mich zu, hat sich beklagt und ich habe erklärt, dass ich das nicht erkennen kann.

Husch: Ein Problem ist auch, dass die Regeln auf einen Hauptschiedsrichter und eine Assistenz ausgelegt sind. In der Realität ist es dann meistens nur ein Tischschiedsrichter.

Wieso wird momentan nur in der obersten Nationalliga mit SR gespielt wird?

Husch: Woher will man all diese SR hernehmen? Momentan sind zu wenig vorhanden.

Mirek: Ich finde, auch in der NLB und NLC sollten SR die Matches leiten, aber die Umsetzung ist schwierig. Tischzähler könnte aber jeder Verein stellen. Zum Glück können die Spielerinnen aber nach Erfahrung alles gut selbst regeln – Tischtennis ist, mit wenigen Ausnahmen, ein sehr fairer Sport.

Husch: Man kann es natürlich auch nicht mit Mannschaftssportarten vergleichen. Bei drei Tischen in der 4. Liga bräuchte es gleich drei SR, die stetig im Einsatz sind. Beim Fussball braucht es für 22 Personen eine bis maximal vier Personen.

Was sind die bisherigen Highlights eurer Karriere?

Mirek: Der eine Einsatz an der Hope Challenge. Ich war anschliessend sehr erschöpft, was ich nicht in diesem Ausmass erwartet hatte.

Husch: Bis man mal drin ist, braucht es Routine – vieles geht ab einem Punkt automatisch. Ein Highlight für mich war mein erster internationaler Einsatz in Karlsruhe und mein zweites Spiel als Tisch-SR war Jan-Ove Waldner gegen Andrzej Grubba. Von der Stimmung her war Levallois gegen Charlerois im Champions League Final am besten. Die besten Franzosen trafen auf die besten Belgier und der Match ging über die volle Distanz. Der letzte Ball wurde weit nach Mitternacht gespielt, aber die Halle war immer noch bumsvoll. Da war ich als OSR im Einsatz und konnte den Wettkampf mit etwas Distanz geniessen.

Welche Regel gibt während des Spiels am meisten zu tun?

Husch: Die Prüfung des Aufschlags. Ein SR kann nie alle Aspekte überwachen, aber auch zu zweit ist das schwierig. Ist der Ball verdeckt oder nicht? Mit der Zeit hat man Tricks, mit denen man besser erkennt, ob der Ball verdeckt getroffen und senkrecht aufgeworfen wurde. Es gab zwei Regeländerungen, die das Leben der SR erleichterten: Die Coachingregeln wurden gelockert und nun kann zwischen Ballwechseln gecoacht werden – zuvor war es etwa schwierig einzuordnen, ob chinesische Ausrufe Coaching beinhalteten, der französische Trainer wiederum war zu verstehen. Eine Gleichbehandlung musste trotz diesen verschiedenen Voraussetzungen angestrebt werden. Zudem war die Doppelberührung Finger-Schläger früher ein Fehler und häufiger Streitpunkt; es war aber kaum zu erkennen. Ausserdem sollte das Schreien oder Jubeln nicht ausufern und es braucht manchmal mahnende Worte 

Was kannst du, Husch, dem Neuling Mirek mitgeben für seine nächsten Einsätze?

Husch: Eindeutiges Fehlverhalten muss zu Sanktionen führen. Allerdings ist es bei strittigen Situationen wichtig, selbst nicht hektisch oder emotional zu werden – wenn ein Spieler schreit, müssen die SR ruhig bleiben. Das Wichtigste ist, die Regeln sattelfest zu kennen. Wenn ein Streitpunkt aufkommt, muss man direkt für klare Verhältnisse sorgen.

Mirek: Liest du ab und zu das Regelbuch durch, um zu repetieren?

Husch: Vor den SR-Wiederholungskursen, die ich leite, schaue ich immer jeweils die Regeländerungen an. Vor den Einsätzen gehe ich zudem die wichtigsten Punkte durch:  Was ist Aufschlag, Coaching, Wechselmethode? Als OSR ist zudem wichtig zu wissen, welche Werbung erlaubt ist.

Abschliessend: Wieso sollte jemand die Ausbildung zum SR und OSR machen?

Mirek: Man muss ein natürliches Interesse an den Regeln haben. Wenn jemand nicht interessiert ist und es nur wegen der Busse für den Club tut, dann hat das keine Langfristigkeit.

Husch: Man darf sicher nicht denken, dass man damit reich wird. Ein Sackgeld gibt es, aber auch in der Schweiz ist die Entschädigung relativ tief. Natürlich ist es interessant, aus nächster Nähe die Spitzenspieler zu beobachten und sie dann im Training eher schlecht als recht zu kopieren. Die SR-Ausbildung darf keinesfalls ein Müssen sein, sondern muss aus Freude und Interesse geschehen.